Einblick in die Welt der Katzenweisheiten

Entdecke hier Leseproben aus dem Buch "Katzenweisheiten - Gespräche aus dem Revier".

Lasse dich verzaubern und gewinne einen ersten Eindruck von den Weisheiten und dem Humor, der dich in diesem Buch erwartet. Viel Spaß beim Lesen!

Max: Ordnung im Revier


Es ist Montagmorgen, der Kaffee ist noch nicht ganz durchgelaufen und Max sitzt bereits auf dem Esstisch, als wäre er zur Inspektion erschienen. Sein Blick gleitet kritisch über die Umgebung. Ich weiß, gleich beginnt die
Lagebesprechung.


Max (setzt sich kerzengerade): Sabine, wir müssen reden.
Sabine: Ich fürchte mich ein bisschen, Max. Worum geht’s diesmal?
Max: Um Ordnung. Genauer gesagt: um den erschreckenden Mangel daran.
Sabine (schaut sich um): Ich sehe Kissen, Katzen, eine Kaffeetasse. Sieht für mich nach Leben aus.
Max: Leben? Das ist das reinste Durcheinander! Da: Ein Ball unter dem Schrank. Eine Socke auf dem Sofa. Und (dramatische Pause) Ricky schläft auf meinem Platz.
Sabine: Der arme Junge weiß es vielleicht nicht besser.
Max: Unwissen schützt nicht vor Konsequenzen.
Sabine: Max, du führst dich auf, als wärst du hier der General.
Max: Ich bin der Häuptling. Ein Titel, der Verantwortung mit sich bringt.
Sabine: Und was genau befiehlt der Häuptling?
Max: Ordnung. Struktur. Effizienz.
Sabine: Effizienz? In einem Haushalt mit sechs Katzen? Und apropos Ordnung: Wer wirft denn die Raschelbällchen durch die Luft und verschleppt meine schmutzige Wäsche?
Max: Das sind die Jungtiere, diese Greenhorns und Möchte-gern-Tiger. Ohne meine ordnende Pfote würde hier alles im Chaos versinken.
Sabine: Ich dachte, wir leben mit dem Chaos.
Max (schweift mit dem Blick über die Sofakissen): Du verwechselst Toleranz mit Kapitulation.
Sabine (lacht): Ich nenne es Pragmatismus.
Max: Ich nenne es Nachlässigkeit.
Sabine: Dann einigen wir uns auf „unterschiedliche Lebensphilosophien“.
Max (leise seufzend): Wenn du meinst. Aber wenn du eines Tages nichts mehr findest und über Katzenspielzeug stolperst, dann beschwer dich nicht bei mir.

 

Sabine notiert:
Max führt kein Revier, er führt eine Mission. Ordnung ist für ihn Religion, Routine ist sein Rückgrat. Ich liebe ihn dafür, auch wenn ich ständig gegen seine Inspektionen durchfalle.

Ronja: Zwischen Freundschaft und Fauchen


Ronja sitzt am Fensterbrett, die Sonne malt goldene Streifen auf ihr Fell. Sie beobachtet Spatzen, denkt dabei über die Welt nach – und ruft mich schließlich zu einem ihrer leisen, klugen Gespräche.
Ronja (blinzelt): Sabine, darf ich dich was fragen?
Sabine: Natürlich.
Ronja: Was ist eigentlich Freundschaft?
Sabine: Eine gute Frage. Warum fragst du?
Ronja: Ich hab´ eben Lunis und Ricky gesehen. Sie teilen sich die Decke. Also fast.
Sabine: Und?
Ronja: Naja, Ricky lag auf der Decke, Lunis hat sich danebengelegt, nicht auf ihn drauf, aber ganz dicht dran. Und Lunis hat so getan, als wäre das Absicht.
Sabine (lacht): Das klingt sehr nach ihm.
Ronja: Ich dachte, Freundschaft heißt, man mag sich. Aber bei uns Katzen ist das manchmal kompliziert.
Sabine: Wieso?
Ronja: Also so wie mit Ricky und Lunis. Lunis sagt wenig, aber er ist immer da.
Sabine: Genau. Das ist Freundschaft.
Ronja: Und wenn man mal faucht?
Sabine: Wann genau fauchst du denn?
Ronja: Das ist unterschiedlich. Ich fauche, wenn ich Angst habe. Oder Stress und mal eine Weile für mich brauche. Oder wenn ich überrascht werde und erschrecke. Da kann ich nichts dafür, das ist eine Reaktion meines Körpers. Ganz selten fauche ich, wenn ich Schmerzen habe.
Sabine: Na, siehst du: Fauchen ist das kein Ende, nur ein kleiner Sturm.
Ronja: Ich mag Stürme. Danach riecht alles frisch.
Sabine: Du bist eine kleine Philosophin, Ronja.
Ronja (lächelt verträumt): Ich denke nur viel nach.
Sabine: Gut so! Genau das brauchen wir in unserem Rudel.

 

Sabine notiert:
Ronja ist die Poetin im Fellkleid. Sie denkt in Bildern, spricht in Sternen. Sie erinnert mich daran, dass Freundschaft oft einfach bedeutet, nebeneinander zu sitzen und zu wissen, man gehört zusammen.

Sushi: Der Küchenteppich

Sushi liegt auf der Fensterbank. Sie sieht aus, als würde sie über die Welt urteilen. Oder zumindest über die Tagesgeschehnisse.


Sushi: Sabine, darf ich ehrlich sein?
Sabine: Immer.
Sushi: Der neue Teppich ist unglücklich gewählt.
Sabine: Aha. Was stört dich daran?
Sushi: Die Farbe. Zu laut. Und das Muster: zu ehrgeizig. Er ist zudem nicht flauschig.
Sabine: Ich fand ihn gemütlich.
Sushi: Gemütlich ist kein Stil.
Sabine: Ich wusste nicht, dass ich in einer Designprüfung wohne.
Sushi: Nun ja. Man sollte auf einer gewissen ästhetischen Ebene leben.
Sabine: Und was wäre die Alternative?
Sushi: Dezent, strukturiert, mit langen Fasern und mit Haltung. Wie ich.
Sabine (lacht): Also, wenn ich dich fragen soll, bevor ich etwas kaufe …
Sushi: Eine weise Entscheidung. Wir Katzen haben ein Auge für Harmonie.
Sabine: Was genau ist denn daran harmonisch, wenn ihr mir auf den Teppich kotzt, so dass ich ihn immer wieder waschen und dann aus tauschen muss?
Sushi: Ach, das ist die Katzenregel Nummer 14: Kotze und Kacke müssen weich liegen.
Sabine: Können wir über diese Regel nochmal reden? Das kostet immens viel Reinigungszeit und Geld, wenn ich so oft einen neuen Teppich kaufen muss.
Sushi: Die einen zerstören, die anderen schaffen. Das ist das kosmische Gleichgewicht, Sabine.


Sabine notiert:
Sushi ist wie eine lebende Stilberatung mit Fell. Sie urteilt nie laut, aber präzise. Und manchmal, wenn ich ihr recht gebe, tut sie so, als hätte sie’s schon immer gewusst